Der Autor Hans Peter Schütz bezweifelt in seinem Artikel mit der Überschrift "Die Bahn jubelt - und taktiert" vom 28. November 2011, dass Stuttgart 21 für rund 4,5 Milliarden Euro zu realisieren sei. Dabei spricht er unter anderem von einer "Klausurtagung der Beratenden Ingenieure der Ingenieurkammer Baden-Württemberg 2010". Auf dieser solle "nach Stern.de-Informationen eine Schätzung von neun Milliarden Euro" kursiert haben.
"Das ist nicht korrekt", betont der Geschäftsführer der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, Daniel Sander. "Richtig ist, dass auf unserer, im Übrigen nicht-öffentlichen, ordentlichen Mitgliederversammlung am 12. November 2010 in der Stadthalle Karlsruhe über das Projekt Stuttgart 21 diskutiert wurde. Dies war ein eigener Tagesordnungspunkt. Zu keiner Zeit war jedoch von einer Zahl wie neun Milliarden Euro als Projektkosten die Rede. Dies belegt unser Wortprotokoll."
Stern-Autor Schütz schreibt in seinem Bericht weiter, diese Summe habe ein Mitglied der Kammer dem Ministerpräsidenten in einem Brief mitgeteilt. Kammergeschäftsführer Daniel Sander stellt hierzu klar: "Was Mitglieder dem Ministerpräsidenten in persönlicher Korrespondenz mitteilen, stellt nicht die offizielle Meinung der Kammer dar."
Auf Beschluss der Mitgliederversammlung 2010 in Karlsruhe hat die Ingenieurkammer Baden-Württemberg einen Arbeitskreis eingerichtet, der für den Projektverlauf von Großprojekten wie Stuttgart 21 die Fachkenntnis seiner Mitglieder anbietet.
Der Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, der Beratende Ingenieur Rainer Wulle, ergänzt: "Im Übrigen macht es keinen seriösen Eindruck, die Kosten eines Großbauprojektes ohne fundierte Aktenlage zu taxieren. Eins ist klar, aus Ingenieursicht ist Stuttgart 21 absolut baubar. Wichtig ist nun, dass nach dem modernsten technischen Stand gebaut wird und Verbesserungsvorschläge von Ingenieuren auch gehört und umgesetzt werden. Ich fordere daher, dass bei der weiteren Planung und Realisierung des Projekts die Fachkompetenz und die jeweils planungsbegleitenden aktuellen Erkenntnisse von den Ingenieuren eingeholt werden!".
Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg ist die Interessenvertretung aller Ingenieure im Land und erfüllt als Körperschaft des öffentlichen Rechts gleichzeitig den hoheitlichen Auftrag der Landesgesetzgebung. Die Kammer steht Ingenieuren aller Fachgebiete offen. Die Mitgliederschaft setzt sich aus Beratenden Ingenieuren (gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung) als Pflichtmitgliedern und aus angestellten und beamteten sowie selbstständig tätigen Ingenieuren als freiwillige Mitglieder zusammen.