Die Strom- und Trinkwassernetze der nordirakischen Städte sind von der Leistung her in etwa vergleichbar mit denen, die es in Deutschland in der unmittelbaren Nachkriegszeit gab.
(Von rechts) INGBW-Hauptgeschäftsführer Daniel Sander neben dem Generaldirektor für Investitionen der Region Dohuk, Bakhtiyar Ameen, dessen Assistent sowie dem Generaldirektor für Städtebau und Tourismus der Region Dohuk, Haval A. Hussein, und bw-engineers-Vertreter und Beratender Ingnieur Andreas Nußbaum am 26. Mai 2013 in der Residenz des Gouverneurs in Dohuk, Irak-Kurdistan.
Bislang pflegt die INGBW Verbindungen insbesondere nach Saudi-Arabien und Algerien. Die Wirtschaftsdelegationsreise ins nordirakische Erbil und Dohuk nutzte Sander dazu, die Kooperations- und Geschäftsmöglichkeiten im kurdisch-irakischen Markt für baden-württembergische Unternehmen auszuloten sowie Kontakte zu den Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft aufzubauen.
"Der Nordirak ist für baden-württembergische Ingenieurbüros sehr interessant, da diese Region gerade einen Aufschwung und Bauboom erfährt", sagte Sander. Von den zuständigen Ministern für Investitionen und Tourismus er erfahren, dass man beim Aufbau der Region vor allem auf Qualität setze. Es handele sich insgesamt um anspruchsvolle Projekte, bei denen High-Tech-Wissen gefragt ist. "Das ist die Chance für unsere Ingenieure, sich auf dem bereits umkämpften Markt insbesondere gegen die türkische Konkurrenz durchzusetzen", sagte Sander.
Die Föderale Region Kurdistan-Irak unterscheidet sich erheblich vom Rest des Landes. Die Sicherheitslage in den kurdischen Provinzen des Iraks wird nach Angaben deutscher Behörden seit längerem als stabil angesehen, sodass die Wirtschaft einen bedeutenden Aufschwung erlebt hat.
Der Nordirak verfügt über sehr gute Einnahmen aus Erdölgeschäften. Auch das Einkommen der Bevölkerung steigt kontinuierlich, eine kaufkräftige Mittelschicht hat sich etabliert und viele gut ausgebildete Kurden sind in den vergangenen Jahren aus dem Ausland in ihre Heimat zurückgekehrt, um am Aufbau der Region mitzuwirken.
In den nordirakischen Städten Erbil, Sulaymania und Dohuk wird nach Angaben des baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsministeriums derzeit massiv in den Ausbau der Infrastruktur und den Wohnungsbau investiert. Es gibt auch eine große Erdölindustrie. Dringender Bedarf besteht auch im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie bei der Müllbeseitigung und beim Bau und der Modernisierung von Krankenhäusern.
Unter den Teilnehmern der etwa 20-köpfingen Delegation waren neben Vertretern von Unternehmen, Kammern und Verbänden sowie zwei Landtagsabgeordneten auch Kammermitglied Dipl.-Ing. Andreas Nußbaum. Der Beratende Ingenieur, der bereits im Nordirak Aufträge realisiert hat, vertrat auf der Reise "bw engineers GmbH". Das 2007 aus der INGBW gegründete Netzwerk bündelt für den ausländischen Markt baden-württembergische Ingenieurbüros unter einem Dach. Bislang ist bw engineers vor allem in Saudi-Arabien aktiv. Nußbaum hatte mit IGN-Ingenieurgesellschaft Nußbaum von 2008 bis 2010 unter anderen mit Kammermitglied Volker Mörgenthaler von Mörgenthaler Ingenieure (MI) Masterpläne für die nordirakischen Städte Penjwin, Halabja und Kalar zum Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur miterstellt.
Bei den Gesprächen unter anderem mit Vertretern der kurdischen Regionalregierung und des Regionalparlaments wurde vorgeschlagen, dass sich die baden-württembergischen Ingenieurbüros mit ihrem Leistungsspektrum auf einem Kongress im Nordirak präsentieren. Die Ingenieurkammer will nun zunächst herausfinden, welche Büros sich an einer solchen Präsentation beteiligen würden.
Informationen zu den Projekten von Andreas Nußbaum und Volker Mörgenthaler im Nordirak auf der Seite von IGN