"Angesichts des Fachkräftemangels muss die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtert werden. Dementsprechend kündigt das Landeserkennungsgesetz in seiner Zielsetzung ja auch 'einheitliche und unbürokratische Regelungen' an", erklärt INGBW-Hauptgeschäftsführer Daniel Sander. "Umso unverständlicher ist es, dass für die Überprüfung ausländischer Ingenieurabschlüsse nicht die entsprechende Berufskammer zuständig sein soll, sondern fachfremde Behördenmitarbeiter, und dass es nicht nur einen Ansprechpartner geben soll", sagt er.
Bisher sind die vier Regierungspräsidien im Land mit der Anerkennung ausländischer Abschlüsse betraut. Dies soll nach dem nun vorliegenden Gesetzentwurf für die Ingenieurabschlüsse künftig so bleiben.
"Wir sehen hier Änderungsbedarf", sagt Sander. "Für die ausländischen Fachkräfte ist die Berufsvertretung der naheliegende Ansprechpartner. Bereits jetzt wenden sich viele ausländische Kollegen zuerst an uns. Wir müssen sie dann an die vier Regierungspräsidien im Land verweisen", sagt Sander.
Der Bundesgesetzgeber sehe aber eigentlich einen einheitlichen Ansprechpartner vor, nicht vier unterschiedliche Stellen im Land, gab Sander zu bedenken. In Baden-Württemberg sind der INGBW zufolge derzeit über 21.000 Stellen aller Ingenieurdisziplinen vakant. Aufgrund der anwachsenden Pensionierungswelle und der zu geringen Absolventenzahlen werde
selbst in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten die Nachfrage an Ingenieuren im Land groß bleiben.
"Angesichts des enormen Fachkräftemangels, unter dem die Unternehmen und Ingenieurbüros in unserem Land bereits heute zu leiden haben, dringen wir entschieden darauf, den Zuzug von ausländischen Ingenieurinnen und Ingenieuren zu erleichtern", sagt Sander. "Im vergangenen Jahr wurden in
Baden-Württemberg lediglich rund 300 ausländische Ingenieurabschlüsse anerkannt. Da ist noch Luft nach oben", sagt er.
Die Überprüfung ausländischer Ingenieurabschlüsse würde von der INGBW, die bereits seit Jahren von den Regierungspräsidien in die Anerkennungsverfahren miteinbezogen wird, besonders effizient und gleichzeitig sorgfältig durchgeführt. "Unsere Fachleute sind studierte Ingenieure und unabhängig. Wir
haben zudem jahrelange Erfahrung bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse von Ingenieuren sämtlicher Fachrichtungen", betont Sander.
Angesichts der notwendigen Stelleneinsparungen in den Regierungspräsidien würde damit zudem ein spürbarer Beitrag zur Entbürokratisierung geleistet, wenn die INGBW diese Aufgabe übernehmen würde. "Die ebenfalls für andere Berufsabschlüsse zuständigen Regierungspräsidien würden entlastet, was diese begrüßen würden. Das haben uns unlängst Behördenvertreter versichert", sagt Sander.
In elf Bundesländern sind die Ingenieurkammern bereits für die Prüfung ausländischer Ingenieurabschlüsse zuständig. In Baden-Württemberg ist die Architektenkammer mit der Anerkennung der Abschlüsse ausländischer Architekten seit Jahren betraut. "Unsere Forderung ist also andernorts in Deutschland und in Baden-Württemberg für andere Berufsgruppen bereits gängige Praxis", betont Sander.