REUTLINGEN. Der Hauptgeschäftsführer der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, Daniel Sander, unterzeichnet heute das Bündnis der Landesinitiative "Frauen in MINT-Berufen" im Rahmen eines Spitzengesprächs mit dem Minister für Finanzen und Wirtschaft, Dr. Nils Schmid MdL.
"Wir freuen uns, als neuer Bündnispartner bei der Initiative 'Frauen in MINT-Berufen' dabei zu sein", sagt Sander am Rande des Treffens bei der Robert Bosch GmbH in Reutlingen und betont: "Es liegt zwar noch viel Arbeit vor uns. Aber wir sehen angesichts der fatalen Situation am Ingenieursarbeitsmarkt auch große Chancen."
Gerade für Frauen könne sich dies positiv auswirken. Denn der aktuelle Fachkräftemangel biete Ingenieurinnen optimale Karrierechancen. Im Juni 2012 sind laut VDI-Ingenieurmonitor rund 23.000 Ingenieur-Arbeitsplätze in Baden-Württemberg nicht besetzt. "Mittlerweile spitzt sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt dramatisch zu, noch nie sind so viele Stellen offen, es fehlen in allen Bereichen des Ingenieurberufs Fachkräfte", so Daniel Sander.
"Dies wird allein schon dadurch deutlich, dass unsere Mitgliedsbüros große Probleme haben, freie Stellen durch geeignete Ingenieurinnen oder Ingenieure zu besetzen. Das hören wir als Kammer täglich", berichtet Daniel Sander. Erschwerend komme hinzu, dass schon bald durch den demografischen Wandel eine Pensionierungswelle in den Ingenieurberufen drohe: "Jeder Achte Ingenieur ist heute über 55 Jahre alt!"
Hier will die Ingenieurkammer Baden-Württemberg (INGBW) ansetzen. Denn das größte und am schnellsten zu aktivierende Fachkräftepotenzial sind Frauen: Nur 55 Prozent der erwerbstätigen Frauen gehen einer Vollzeitbeschäftigung nach. Damit belegt Deutschland im europäischen Vergleich einen der letzten Plätze. Schätzungen von Bundesregierung, Agentur für Arbeit und Statistischem Amt der EU (Eurostat) gehen davon aus, dass allein durch die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dem Arbeitsmarkt rund 1,2 Millionen qualifizierte Frauen mehr zur Verfügung stünden.
Eine weitere Statistik der Bundesingenieurkammer zeige, dass von allen erwerbstätigen Ingenieuren lediglich zwölf Prozent Frauen seien. Im Bauingenieurbereich liege der Anteil bundesweit immerhin bei rund 16 Prozent. Hauptgeschäftsführer Sander ergänzt: "Der Frauenanteil bei den Mitgliedern der Ingenieurkammer Baden-Württemberg liegt sogar bei nur vier Prozent - das wollen und müssen wir ändern, indem wir bessere Bedingungen für Ingenieurinnen durchsetzen werden."
Denn die Ingenieurkammer Baden-Württemberg setze sich dafür ein, dass Frauen in Ingenieurberufen ihre Möglichkeiten auch voll ausschöpfen und Familie und Beruf besser vereinbaren können. "Dies wollen wir beispielsweise mit mehr Teilzeitmodellen für Familienphase und Wiedereinstieg in den Beruf erreichen, mit Coaching- und Netzwerkangeboten sowie Beratungen zur Karriereplanung", sagt Daniel Sander.
Ein wichtiges Aktionsfeld für Ingenieurinnen sieht die Kammer im öffentlichen Dienst. In der technischen Verwaltung herrsche schon jetzt ein eklatanter Mangel an qualifizierten Ingenieurinnen und Ingenieuren, beispielsweise in den wichtigen Positionen der Vergabe. Sander: "Technischer Sachverstand ist aber gerade auf Seiten der öffentlichen Hand als Auftraggeber von Bauvorhaben unerlässlich. Bei Vergaben muss gewährleistet sein, dass sowohl Ausschreibung als auch Prüfung der Angebote mit Ingenieurkompetenz durchgeführt werden." Dies sei auch und gerade für Frauen in der Familienphase ein vorteilhaftes Berufsfeld.
"Auch für freiberufliche Ingenieurinnen muss eine attraktive und ausreichende Honorierung gewährleistet werden", fordert Daniel Sander. Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg engagiere sich seit Jahren für den Erhalt der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Die Verordnung regelt die Berechnung der Entgelte für Leistungen der Ingenieurinnen und Ingenieure als Auftragnehmer.
Daniel Sander abschließend: "Deshalb freue ich mich, dass es mit der Landesinitiative 'Frauen in MINT-Berufe' gelungen ist, ein wichtiges Bündnis zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und mit uns Kammern zu schmieden. Als neuer Bündnispartner sind wir davon überzeugt, mit dem gemeinsamen Aktionsprogramm einen wichtigen Schritt zur Förderung von qualifizierten, technikbegeisterten Frauen voranzukommen."
Information zur Landesinitiative "Frauen in MINT-Berufen":
Um mehr Frauen für MINT-Berufe gewinnen, die Attraktivität dieser Berufe zu verdeutlichen, die Karriere von Frauen in MINT-Berufen zu fördern und ihre Chancen zum beruflichen Wiedereinstieg verbessern, hat die Landesregierung auf Initiative des Innovationsrates Baden-Württemberg das Wirtschaftsministerium und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst damit beauftragt, die Landesinitiative "Frauen in MINT-Berufen in Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung" zu starten.